"Feuer - es brennt"
Der Ruf "Feuer - es brennt" verbreitete, bis weit in das Mittelalter hinein, einen großen Schrecken unter den Bürgern. An das Löschen dachte jedoch niemand, galt es doch das eigene Leben, Kinder und Kranke zu retten. Die Häuser von einfacher Bauart, zumeist mit Stroh gedeckt, wurden nur allzu leicht ein Raub der Flammen.
In der Feuerordnung von 1429 findet man den Hinweis, dass zwei Wächter nachts auf den Türmen wachen mussten. Wörtlich steht dort geschrieben: Auch soll man die Wachen bestellen auf den Türmen.
Aus dem 17.Jahrhundert ist bekannt, dass die Feuerordnung von 1617 festlegte, der Betroffene sollte laut Hilfe schreien. Unterließ er das, sollte er den Schaden ersetzen.
Die Nachtwächter und Türmer trugen eine besondere Verantwortung. Sobald ein Türmer auf dem Allerheiligen, Wigberti-, Nicolai- oder dem Kaufmännerturm ein Feuer bemerkte, schlug er sechsmal hintereinander die Glocke an, um damit das Sturmzeichen zu geben. Mit einem Sprachrohr rief er dem nächsten Nachtwächter zu, wo es brennt. Dem Nachtwächter kam die Aufgabe zu den Brand durch lautes Rufen weiterzumelden und durch laute Hornstöße die Schläfer zu wecken.
Am Tag wurde die Richtung der Brandstätte durch eine rote Fahne angezeigt, nachts wurde eine rote Laterne mit drei Lichtern als Signal genutzt.
Bemerkte man das Feuer von der Cyriaksburg aus, wurde eine Lärmkanone mit zwei, drei oder einem Schuss angezeigt, wo sich das Feuer in der Stadt, in einem zu Erfurt gehörenden Dorf oder einer fremden Gemeinde ausgebrochen war.
Noch Ende des 18. Jahrhunderts zeigten Kanonenschüsse vom Petersberg und das Läuten der Brandglocken von den Türmen der Stadt den Brandherd an.
Die Turnerfeuerwehr besteht bereits 5 Jahre als freiwillige Wehr im Einsatz, da wurde erst 1867 das Lärmschießen vom Petersberg als Zeichen für den Ausbruch eines Brandes abgeschafft und hierfür weitere Kirchtürme in die Alarmierungsordnung aufgenommen.
Feuermeldestellen
In der Stadt wurden 1879 32 Meldestellen errichtet. Hierzu wurden die Wohnhäuser der freiwilligen Feuerwehrleute mit einem Schild versehen, das die Aufschrift "Feuermeldestelle" trug. Diese Meldestellen waren mit der Telefonzentrale des Rathauses verbunden. Telegraphen-Inspektor Meyl ist es zu verdanken, dass das Telefon für Feuermeldezwecke genutzt wurde und die Alarmierungszeit enorm verkürzt werden konnte.
Die erste telegrafische Feuersignalleitung mit Telefonbetrieb wurde vom Wigberti-, Allerheiligen- und Nikolaiturm nach dem Rathaus, sowie nach den Wohnungen des technischen Dirigenten des Feuerlöschwesens und des Oberführers der Turner-Feuerwehr angelegt. Vom Rathaus aus wurden die Türmer zum Alarmgeben aufgefordert und auch nahe am Brandort wohnende Feuerwehrleute über den brand in Kenntnis gesetzt.
Durch eine Weckerlinie, d. h. mittels Draht verbundenen Alarmglocken, die in jedem Bezirk zu einer Schleife verbunden waren, wurden die Kameraden vom Ausbruch eines Brandes informiert und eilten dann zur nächsten Telefonstelle, um den Ort des Brandes zu erfahren.
Zum königlichen Divisionsgebäude, zur Hauptwache am Petersberg und zum Wachlokal der Martini-Kaserne, wurden 1886 drei weitere Leitungen geschaltet. 1888 ist die Stadt in fünf Bezirke eingeteilt und zwar umfasst der erste Bezirk den Stadtkern, der zweite Teil vom Andreas- bis zum Johannestor, der dritte Teil vom Johannes- bis Schmidtstedtertor, der vierte Teil bis zum Pförtchen und der Fünfte bis zum Andreastor. Es gab 25 Sprechapparate und 16 Klingeln zum Wecken. In der gesamten Stadt stehen 79 Stationen zur Brandalarmierung zur Verfügung.
Am 1. April 1910 wurde die Berufsfeuerwehr Erfurt gegründet. Logische Konsequenz aus der Beurteilung des Königlichen Branddirektors Reichel im Auftrag des preußischen Staates. In diesem Gutachten wurde festgestellt das eine aufstrebende Großstadt eine berufliche Feuerwehr benötigt. Zu dieser Zeit stehen 63 Telefone für die Brandalarmierung zu Verfügung, sie sind alle mit der städtischen Fernsprech- und Telefonzentrale verbunden.
Im Jahr 1912 gab es in vielen Betrieben, z. B. Schuhwarenfabrik, Webereien oder Elektrizitätswerken, zugängliche Feuermeldestellen. Die öffentlichen Meldestellen waren alle 500 m zu finden.
Aus einer Anweisung zur Feuermeldung:
Während der Nachtzeit ist im Telephonzimmer des Kaiserlichen Telegraphenamtes ein Unterbeamter zur Bedienung des Telephons stationiert. Meldungen über Feuer und Unglücksfälle können unter dieser Einrichtung nach dem Rathaus erstattet werden.
Ein Artikel im Allgemeinen Anzeiger vom 6. Februar 1914 beschreibt die Telefonzentrale der Berufsfeuerwehr:
Eine Großstadtfeuerwehr
Mit der Fertigstellung der elektrischen Alarmanlage (Siemens & Halske), die heute zum ersten Mal benutzt wurde, hat unser städtisches Feuerlöschwesen einen Grad der Vollendung erreicht, der den höchsten Anforderungen entspricht.
Die Schlagfertigkeit unserer Feuerwehr ist durch diese Alarmanlage - man kann sagen, aufs äußerste der bis jetzt technische Möglichkeiten gestiegen.
Über die Stadt sind 58 öffentliche Feuermelder ziemlich gleichmäßig verteilt; dazu kommt noch eine Anzahl Feuermelder in großen industriellen und sonstigen Anlagen.Äußerst lehrreich gestaltet sich ein Blick in den Raum der Feuerwache, in dem diese Melder alle einmünden: die Telegraphenzentrale, in der Tag und Nacht ununterbrochen Dienst getan wird.
Es sind bis jetzt 5 Schleifen in Betrieb und jede dieser Schleifen, die mit 30 Melder belastet werden kann, wird durch einen Morsetelegraphen bedient. Wird nun auf irgendeinem Melder alarmiert, so setzt sich der Morseapparat in Bewegung, der an die betroffene Schleife angeschlossen ist und gibt dreimal die Nummer des in der Stadt benutzten Alarmmelders wieder. Zugleich beginnt aber auch der automatische Alarmschalter seine geräuschvolle Tätigkeit und trägt den Alarm in alle Feuerwehrwohnungen, Werkstätten, auf den Hof, kurz, in alle Räume wo Feuerwehrleute sich befinden können.Unmittelbar nach dem Anzeigen der Nummer auf dem Morsestreifen wird durch Kontaktwirkung auf dem Nummerntableau die betreffende Nummer in leuchtenden Ziffern erzeugt, was zur Folge hat, dass sie im vergrößerten Maßstab auch zugleich in der Wagenhalle erscheint, wo Feuerwehrleute dann sofort erfahren, nach welcher Straße sie gerufen wurden.
Durch Rohrpost wird ihnen von der Telegraphenzentrale nämlich sogleich auch der Name der Straße zugeschossen. Mit Morse steht der Zeitstempelapparat in Verbindung und schreibt sofort automatisch genau den Zeitpunkt des Alarms zweimal auf einem Papierstreifen nieder. Auch dieser Sammelmorse, wie er genannt wird, gibt den andern Signalen das Alarmglockenzeichen.Die ganze Anlage ist nach dem System der Sicherheits-Morse-Schaltung eingerichtet.
Die Feuermeldung läuft auch dann zur Zentrale, wenn ein Leitungsdraht in der Schleife gebrochen ist. In diesem Fall schreibt nur ein Morsestift die Nummer dreimal nieder, während sonst die Striche doppelt erscheinen. Der Drahtbruch kündigt sich der Zentrale sofort automatisch an, und sein Ort kann in kürzester Zeit festgestellt werden.Neben der Alarmanlage für die Berufsfeuerwehr befindet sich noch in demselben Raume einen siebenschleifige Alarmanlage zur Verständigung der Freiwilligen Feuerwehrkorps.
Der hohen technischen Vollendung der neuen Alarmanlage entspricht die ganze sonstige Einrichtung der Feuerwache. ...
In einem Zeitungsbericht aus dem Jahr 1926 werden die Bürger aufgefordert:
Bei dieser Gelegenheit sei nochmal hingewiesen, dass bei Ausbruch von Feuer stets von dem der Brandstätte am nächsten gelegenen Feuermelder aus die Feuerwehr alarmiert werden muss. Nur so kann die Wehr schnell die Löscharbeit aufnehmen. Jeder Einwohner sollte sich daher für den Fall einer Gefahr - unberufen! - rechtzeitig davon unterrichten, wo sich sein Feuermelder befindet.
Bombenangriffe
Auch die Feuerwache am Reglerring (heute Juri-Gagarin-Ring 112) war im April 1945 von Bombenangriffen nicht verschont geblieben. Von den 6 Alarmierungsschleifen waren 5 vollständig zerstört.
Anordnung Nr. 4 des Oberbürgermeisters vom 30. April 1945:
Hier wird mitgeteilt, dass zur Zeit die Feuermeldeanlage außer Betrieb ist. Die Instandsetzungsarbeiten werden längere Zeit beanspruchen. Bis dahin müssen die Brände usw. persönlich oder im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten auf der Feuerwache, Reglerring 3, gemeldet werden. Fernsprechanschluss: 21000, 27300.
Seit 1913 befand sich die Feuermeldezentrale (System Siemens I) des Kommando F beim Volkspolizeikreisamt Erfurt, im Jahr 1956 also nunmehr 33 Jahre im ständigen Betrieb und sollte dringend erneuert werden, zudem die Kapazität nicht mehr ausreichte.
Bis 1960 sollten im gesamten Stadtgebiet 221 Feuermelder zur Aufstellung kommen. Es wurde eine Zentrale für 8 Schleifen benötigt. Es ist der Aufbau der Fernmeldeanlage entsprechend dem Notrufsystem (Meldung über besprochenen Anschlussteilnehmer der Post) im Stadtgebiet Erfurt, mit einer Kapazität von 1.000 Meldeanschlüssen vorgesehen.
Das Feuermeldenetz bestand bis jetzt aus 6 Schleifen mit 153 Feuermeldern. In den Betrieben befinden sich weitere 60 Feuermelder. Das Leitungsnetz umfasste 33.300m Kabel mit 66 zum Teil begehbaren Kabelschächten und 117 Verteilern, sowie 32.200m Freileitung mit 288 Dachgestängen und 166 Holzmasten.
Eine moderne Feuermelde- und Alarmzentrale (FMAZ) löste 1962 die veraltetet Siemens-Anlage ab. Die neue Anlage garantierte eine einwandfreie Entgegennahme von Notrufen und Feuermeldungen und den sicheren Einsatz der Löschfahrzeuge. Sie war die modernste Feuerwehr- und Polizeirufanlage der DDR. Etwa 150 Meldestellen hatte die alte Anlage. Aber etwa die Hälfte fiel durch Überalterung und dauernder Störungen an den Freilandleitungen aus. An die jetzige Anlage wurden 360 Melder angeschlossen. Früher wurde lediglich über Feuermelder alarmiert. Dabei wusste man nicht, ob es sich um einen Brand oder Unfall handelte.
Neue Perspektiven
Im Mai 1991 wird die erste automatische Brandmeldeanlage in einem Baumarkt (Sondershäuser Straße) in Erfurt in Betrieb genommen. Seit dem wurden stetig weitere Objekte aufgeschaltet. In welches Objekt eine Brandmeldeanlage eingebaut werden muss, wird im Baugenehmigungsverfahren für Sonderbauten bestimmt. Inzwischen sind nahezu 500 Objekte mit Brandmeldeanlage in der Zentralen Leitstelle Erfurt aufgeschaltet.
Mit Beginn der 1990er Jahre wurden auch immer wieder Veränderungen an der bestehenden Technik vorgenommen. Den sich verändernden Möglichkeiten in der Kommunikation musste Rechnung getragen werden. Auch werden die Arbeitsbedingungen der Disponenten nicht aus dem Auge verloren. Das Dienstsystem orientierte sich zu dieser Zeit noch an dem der Wachabteilungen, die in der Leitstelle eingesetzten zwei Kollegen der diensthabenden Schicht versahen ihren Dienst für 24 Stunden und wechselten sich gegenseitig ab.
Es kommt zusammen …
Im Dezember 1993 wird die Leitstelle der ehemaligen Schnellen Medizinischen Hilfe (SMH), beim Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes in der Mühlhäuser Straße, in den Komplex der Berufsfeuerwehr am Juri-Gagarin-Ring 112 verlagert. Damit entstand eine Zentrale Leitstelle für den Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz.
Zuvor erfolgten umfangreiche Umbauten an der Leitstellentechnik und den Funktionsmöbeln. Eine neue Telefonanlage wurde eingebaut und die Alarmierungstechnik wurde erneuert. Die Übergabe der neuen Technik erfolgte bereits am 28.7.1993. Doch erst mit der Fertigstellung des Gleichwellenfunknetzes im Mittelthüringen konnte nun auch der Rettungsdienst in der gemeinsamen Leitstelle bearbeitet werden. Der symbolische Knopfdruck zur Freischaltung der Gleichwelle fand am 9.12.1993 durch den damaligen Dezernenten statt.
In der Zeitung war zu lesen:
Feuerwehr und Rettungswesen der Stadt und des Landkreises Erfurt verfügen seit kurzem über eine moderne Gleichwellenanlage. Es ist die erste Funkanlage dieser Art, die in Thüringen in Betrieb genommen wurde. Die 500.000 DM-Investition wurde zu 80 Prozent vom Land Thüringen und zu 20 Prozent von der Stadt Erfurt finanziert und sorgt für einen wesentliche Verbesserung der Funkversorgung, vor allem in den Bereichen Autobahn A4, Molsdorfer Senke, Bischleben, Möbisburg, Kleinfahner und Witterda. Mit der neuen Anlage wird ebenfalls eine zuverlässige Alarmierung der Freiwilligen Feuerwehr des Landkreises über Meldeempfänger möglich.
Doch noch war es notwendig die Einsätze im Papierjournal zu führen. Die verschiedenen Arten von Einsätzen wie Brand oder Hilfeleistung wurden durch unterschiedliche Farben im Tagebuch gekennzeichnet. Alle Eintragungen mussten mit der für jeden Einsatz neu zu vergebenden Einsatznummer versehen werden. Dadurch waren eine zeitliche Kontinuität und die Zuordnung der Informationen gewährleistet.
Im Bereich Rettungsdienst etablierte sich ein Klebezettelverfahren, so dass an allen besetzten Plätzen die Notrufe entgegen genommen werden konnten, ein Mitarbeiter aber ständig den Überblick über die im Einsatz befindlichen Rettungsmittel behielt. Dazu wurden die Hilfeersuchen auf einen vorgedruckten selbstklebenden Zettel geschrieben und in das Einsatzbuch eingeklebt. Dieses Verfahren wurde bis 2003 für die Bearbeitung im Bereich Rettungsdienst fortgeführt.
Immer mehr Aufgaben
Mittlerweile wurde es notwendig, um die immer umfangreicher werdenden Aufgaben zu bewältigen besonders geschultes Personal mit der Arbeit in der Leitstelle zu betrauen. Ein immer höher werdendes Aufkommen an Rettungsdiensteinsätzen musste bewältigt werden. Die von der SMH-Leitstelle übernommenen Kolleginnen sollten personelle Unterstützung bekommen. Seit Anfang der 1990er Jahre wurden auch bei der Feuerwehr Kollegen für den Rettungsdienst qualifiziert. Aus diesen Pool und interessierten Mitarbeitern wurden weitere Disponenten für die Arbeit in der Zentralen Leitstelle gewonnen. Das Dienstsystem wurde auf einen 12-Stunden-Rhythmus angepasst, ein eigenständiges Sachgebiet Leitstelle wurde geschaffen.
Alles neu im Mai
Am 1. Mai 1996 zog die Leitstelle in das Gefahrenschutzzentrum in der St.-Florian-Straße ein. Wieder wurde auch dieser Schritt mit Investitionen in die Funktionalität und Verfügbarkeit begleitet. Nun verfügte die Leitstelle auch über mehr Platz, die Arbeitsbedingungen verbesserten sich.
Eine computergestützte Einsatzführung wurde für den Bereich Feuerwehr beschafft. Mit dem Einsatzleitprogramm auf Unix-Basis wurden fortan die Einsätze erfasst. Für die Überleitung zur Alarmierung der einzusetzenden Kräfte und Mittel musste immer noch der Disponent sorgen.
Die Übernahme auf die Disposition von Einsätzen des Rettungsdienstes scheiterte damals an der Bedienbarkeit des Programms. Die Einsätze des Rettungsdienstes mussten nach wie vor mit dem Stift auf Papier nachgewiesen werden.
Doch immer mehr hielt auch die Moderne Einzug durch Personalcomputer die weitere Informationen für die Disposition von Einsätzen zur Verfügung stellten. Es mussten nun nicht mehr dicke Aktenordner gefüllt, sondern wichtige Dokumente konnten elektronisch zur Verfügung gestellt werden.
Weitere Veränderungen
Seit dem 5.7.1996 übernimmt die Zentrale Leitstelle Erfurt auch die Notrufabfrage und Einsatzlenkung im nördlich an die Stadt Erfurt angrenzenden Landkreis Sömmerda. Durch einen öffentlich-rechtlichen Vertrag wurden die Aufgaben an die Leitstelle übertragen. Nunmehr ist die Leitstelle für eine Gebiet von 1073,3 qkm und nahezu 280000 Einwohner zuständig.
Ab diesem Zeitpunkt wurde es notwendig weitere Kollegen in das Team Leitstelle zu integrieren. Einige objektive Fragestellungen machten es notwendig den Dienstrhythmus zu hinterfragen. Eine Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit der Ausarbeitung eines Dienstmodells für einen 24-Stunden-Dienst. Erklärtes Ziel war es den Dienst in der Leitstelle in seiner Attraktivität zu erhöhen und sozial zu gestalten. Es ist den Kollegen gelungen ein auch heute noch in den Grundzügen tragfähiges Modell auszuarbeiten. Seit Mitte der 90er Jahre arbeiten die Schichten der Zentralen Leitstelle Erfurt im 24-Stunden-Dienst. Dabei wird zwischen Dienst am Notruf und Bereitschaftszeit gewechselt. In der Bereitschaftszeit sind die Kollegen jederzeit dienstbereit auf Fahrzeugen der Feuerwehr, als Besatzung eines Rettungswagens im Löschzug oder auch als Führungsgehilfe des Einsatzleitdienstes der Feuerwehr Erfurt oder des Leitenden Notarztes bei Großschadenslagen. Damit wird auch weiterhin der Bezug zur Praxis für die Disponenten gewährleistet.
Die Leitstelle bereitet sich vor
1999 war das bestimmende Thema die Jahrtausendwende und die Angst vor einem Ausfall der Computer im Übergang vom 20. zum 21. Jahrhundert. Umfangreiche Tests und Ausfallszenarios wurden im Laufe dieses Jahres durchgespielt. Computerprogramme auf ihre Lauffähigkeit über den Jahrtausendwechsel hin geprüft. Die Zentrale Leitstelle war auf den Wechsel vorbereitet.
Ein neues Jahrtausend
Die Vorbereitungen zur Jahrtausendwende waren umfangreich, brachten aber den gewünschten Effekt, beim Übergang von 1999 nach 2000 blieb in der Zentralen Leitstelle Erfurt keine technische Komponente auf der Strecke. Das sogenannte Y2K-Problem spielte keine Rolle.
Im Jahr 2000 wurde planerisch die Vorarbeit geleistet ein System für die elektronische Einsatzverwaltung, also ein Einsatzleitprogramm zu beschaffen. Die Vorarbeiten dazu sind sehr umfangreich und mit den damals gegebenen technischen Voraussetzungen nicht sofort umsetzbar. Es muss noch etwas Zeit ins Land gehen.
Neue Technik
Tatsächlich geht das heute noch im Einsatz befindliche Einsatzleitprogramm in der damaligen Version 3.0 am 1.7.2003 in Betrieb. Seit dieser Zeit wird in der Zentralen Leitstelle Erfurt relativ papierarm gearbeitet. Als Rückfallebene wird bei einem möglichen Ausfall der Computertechnik aber auch heute noch auf die bewährte Papierform zurückgegriffen.
Seit Juli 2003 wird nun in einem System die Einsatzaufnahme, Einsatzvergabe und Überwachung für einen Großteil der Aufgaben der Zentralen Leitstelle Erfurt vorgenommen.
Zwischenzeitlich ist es erforderlich die Infrastruktur der Telefonanlage zu erneuern. Neue Gesichtspunkte machen es notwendig sich technisch besser aufzustellen. Die Intervalle zur Verbesserung der Kommunikationstechnik werden immer kürzer. Mit den finanziellen Möglichkeiten die vom Land und vor allem der Stadt vorgegeben sind, wird versucht mit dem technischen Fortschritt mitzuhalten. Immer auch im Hinblick auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Disponenten.
Strukturänderungen
2006 wurde durch den Stadtrat ein zukunftsweisender Feuerwehrbedarfsplan bestätigt. Darin wurden bis 2020 notwendige Veränderungen und Anpassungen für die Feuerwehr Erfurt formuliert. Die Zentrale Leitstelle spielte bei der Betrachtung keine unerhebliche Rolle. Die Umsetzung der gesteckten Ziele dauert dann bis Anfang 2012 an.
Es macht sich notwendig eine Aufstockung des Personals vorzunehmen und innerhalb von vier Jahren die Einführung der Funktion Lagedienst umzusetzen. Dazu beginnt 2006 die Ausbildung von zwei Kollegen für den gehobenen Dienst. Weitere folgen in den Jahren darauf. Ziel ist es ab 2011 5 Kollegen mit der Funktion Lagedienstführer zu betrauen, um eine Präsenz zu jeder Zeit zu gewährleisten.
Wieder ist Zeit vergangen und das eingesetzte Einsatzleitprogramm muss renoviert werden. Dazu wird 2008 eine Versionsänderung vorgenommen. Nebeneffekt der Umstellung, das Programm ist nun Plattformunabhängiger und bietet neue Funktionalitäten. Bei der Weiterentwicklung wurden unsere Erfahrungen mit aufgenommen, viele der Verbesserungen stammen direkt aus der Praxis.
Weitere Anpassungen
Im Zusammenhang mit der Umstellung der Leitsoftware zeigt sich, dass die Telefonanlage an ihre Grenzen stoßen wird. Also ist es schon wieder an der Zeit zu investieren. Eine Förderung vom Land Thüringen macht es möglich eine Ausschreibung zu veröffentlichen. Sehr detaillierte und konkrete Vorstellungen wurden durch eine Arbeitsgruppe formuliert und darauf geachtet, dass ein zukünftiges System nicht mehr von den eingesetzten technischen Komponenten und deren Entwicklungsstand abhängig ist. So kann 2009 die Beschaffung einer neuen Telefonanlage in Angriff genommen werden. Von Beginn an ist die Leitstelle bei der Entwicklung einbezogen. Es entsteht ein Produkt, das auf den Benutzer ausgerichtet ist. Immer im Auge behalten wird dabei, nur technische Komponenten (Hardware) zu benutzen die nicht exotisch sind und eine Software einzusetzen die leicht und verständlich in der Bedienung ist.
Dieser Prozess dauert noch an. Nicht zu beeinflussende Faktoren haben bisher das Ergebnis noch nicht sichtbar werden lassen.
Doch ungeachtet dessen wird, Dank des großen Engagements der Mitarbeiter der Zentralen Leitstelle Erfurt, sehr gute Arbeit für den Bürger geleistet.
Ende 2012 sind 50 Mitarbeiter im Sachgebiet Einsatzpersonal/Leitstelle im Amt für Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz der Stadtverwaltung Erfurt damit betraut den gesetzlichen Auftrag zur Unterhaltung einer Leitstelle sicherzustellen. 11 Kollegen sind täglich im Einsatz Hilfeersuchen der Bürger aus Erfurt und dem Landkreis Sömmerda entgegenzunehmen und notwendige Hilfsmaßnahmen einzuleiten und zu koordinieren.